Schreibwerkstatt Texte
Lindenduft .. auf den Zug wartend, nehme ich ihn wieder wahr, diesen herbsüssen Duft, der in der Luft wiegt und einen wie eine zweite Haut umkleidet.. Es ist anfangs Juli und der Duft hängt in vielen Quartieren, verwöhnt die Sinne, ich geniesse es und warte jedes Jahr, bis es wieder soweit ist.. Meine Gedankengänge beginnen […]
Mein liebes Universum Was war ich doch naiv. Eigentlich heisst es doch wenn jemand dich strafen will, dann erfüllt er dir deine Wünsche. Und weil ich mir einfach einen pflegeleichten Mann für gewisse Stunden wünschte, schickte ich euch meinen Wunsch nach einem heissen Typen. Dazu muss ich wohl zu laut gedacht oder zu tief ins […]
Es ist schon Jahrhunderte her.. und in allen Lesebüchern wurde die Geschichte immer so erzählt, dass der Fuchs zur Staude hoch springt und springt und die Trauben nicht erhascht und dann wütend von dannen zieht mit der Bemerkung „macht nichts, die sind ohnehin sauer.. Doch in diesem Jahr ist es anders, es ist Halloween […]
Die Abende, die Dunkelheit kommen früh und schnell. Vor den Wirtshäusern stehen bunte Plakate und preisen: „Heute Metzgete, frischer Suuser“ an. Die Wirtshaustüre wird geöffnet und der schwere Duft dringt nach Aussen. Der unvergleichliche Duft von Rösti, Blut- Rauch- und Leberwürsten, von Rippli. Unvergleichlich, unverkennbar, ein Wohlgeruch. Die Bestellung aufgeben, mit und ohne Apfelschnitz und […]
.. ich ein Maler wäre.. ja, dann würde ich die Farben des Herbstes in Farbkübel füllen und mit dem Gelb, dem Blau, dem Rot, dem Braun den Winter anmalen. Sogar den Schnee, das Weiss, würde ich farbig tönen und an die Bäume bunte Blätter hängen. Und den Raben würde ich Gesangsunterricht geben. Ihr denkt, das […]
Der Küsnachter Drachen (entstanden im Programm: Wandern und schreiben im Küsnachter Tobel, nach den Stichworten. Drachenhöhle / Felssturz / Papierschiffchen) In uralten Zeiten hauste im Küsnachter Tobel ein gar grauslicher Drache. Seit Tausenden von Jahren plagte er die Bewohner rund um Küsnacht herum. Er frass den Bauern das Vieh von den Weiden, zertrampelte Felder und […]
Rollend rollte die Murmel runter. Kein schleudern, kein halten, immer nur runter, gleichmässig, steil hinunter. Durch den finsteren Tunnel, wieder ins Helle, runter, runter, ins Tunnel, ins Helle, runter, runter, ins Tunnel, ins Helle, ins Tunnel, ins Helle und mit Getöse liegenbleiben im Fach mit der Nummer Hundert. Jubel, Jubel. Kinderfinger greifen die Murmel. Und […]
Balduin war die Seele von einem Elefanten. Gutmütig, liebevoll, hilfsbereit und immer für ein Schwätzchen zu haben. Wenn man laut genug sprach. Balduin hatte aber auch eine dunkle Seite. Wenn er Durst bekam und zu seinem Wasserloch wollte, durfte man ihn nicht aufhalten. Denn dann nahm er auf nichts Rücksicht, wollte nur trinken. Und […]
Sinnend blickt Carlo auf die letzten auf seinem Wintermantel schmelzenden Schneeflocken. Draussen schneit es heftig, fallen dichte Schneeflocken, lassen auf Allem einen weichen Schneeteppich weben. Hier, im Innern der Kirche, an einem Konzert, bewegt sich Carlo auf dem Klangteppich von Smetana’s Moldauwerk. … die Moldau am entstehen. Das junge Bächlein, unbeschwert, ein Rinnsal, vor […]
Ich führe – und es ist langsam an der Zeit, das allen, die mich zu kennen glauben, einzugestehen – ich führe ein Doppelleben. Ich, der Steuersekretär Matschke. Sitze vor meinem Schreibtisch. Vor mir liegt der Steuerbescheid i.S. Giovanni Ragazzi. Der Chef, Herr Meier, hat ihn mir zurückgegeben. Ohne grosse Worte. „Schreiben Sie das nochmals Matschke. […]