Mein liebes Universum

Was war ich doch naiv. Eigentlich heisst es doch wenn jemand dich strafen will, dann erfüllt er dir deine Wünsche. Und weil ich mir einfach einen pflegeleichten Mann für gewisse Stunden wünschte, schickte ich euch meinen Wunsch nach einem heissen Typen. Dazu muss ich wohl zu laut gedacht oder zu tief ins Glas geschaut haben, auf jeden Fall, das muss ich sagen, es ging in die Hosen, das Schicksal also ihr, spültet mir Charly direkt vor die Füsse, resp. er stand ohne Schirm im strömenden Regen vor mir und ich gebe zu, ich bin schuldig im Sinne der Anklage, ich nahm Charly unter meinen Schirm. Und es ist auch klar, wo wir schon am gleichen Abend landeten, bei mir in der Kiste.

Ich dachte, mit Charly hätte ich nur Spass, weil mein Wunsch von euch so schnell erfüllt wurde. Charly und ich hatten himmlischen Sex und er kam und ging und kam immer wieder, ich gab ihm meinen Schlüssel, denn ich dachte, das wäre die grosse Freiheit, keinerlei Forderungen, keine Bedingungen, keine Eifersucht, keine soziale Verpflichtungen. Nur einfach zwei, drei Stunden Vergnüglichkeiten, ein Traum. Und nur Charly und ich. Aber ich glaube, ihr da oben seid Humoristen.  

Aus unseren schönen prickelnden Heimlichkeiten wurde Routine. Charly war so zuverlässig, er brachte Blumen, Süssigkeiten, sagte er sei verliebt und trotzdem frei. Und dann brachte er sein Wohnzimmer in mein Wohnzimmer. Er erzählte von seiner dauernd missgelaunten Frau zu Hause von der er ja eigentlich nichts mehr wissen wollte. Und was mache ich, ich dummes Huhn, ich berate ihn auch noch wie er sie verwöhnen und aufheitern kann. Unser Sex war dann auch nicht mehr magisch, ich wartete immer wieder darauf, dass das Feeling wieder steigt. Charly faszinierte mich am Anfang schon und ich war auch ein wenig verliebt. What a feeling, dachte ich mir wenn wir durch die Stadt radelten, dabei sangen und ich dachte, es ist doch herrlich nur Geliebte zu sein. Doch irgendwann merkte ich, dass die Reihenfolge seiner Slips nach einem festen Turnus wechselten und irgendwann die Reihe wieder von vorne begann. Und auch die obligate Zahnpasta oder die Mayotube die er immer in der gleichen Krümmung aufwickelte fand ich nicht mehr sexy. Tja, die rosa Brille bekam Kratzer, das Lachen blieb mir im Halse stecken und das Geliebte sein war auch nicht mehr das gelbe vom Ei. Und Charly erzählte immer die gleiche Witze.. Ha ha ha..

Was erzähl ich euch das alles. Ich wisst es doch ohnehin und lacht euch einen Schranz in den Bauch. Deswegen schreibe ich es nochmals mit dem Computer und leg den Zettel aufs Fensterbrett. Das ist wie mit dem Wunschzettel in meiner Kinderzeit. Und damals habt ihr mir nicht ein einziges Geschenk beschafft. Kein Schloss, kein Pony, keine 5-Kilo-Box Schokolade, nichts. Das verzeih ich euch ja noch. Doch jetzt, jetzt befreit mich von Charly. Ich kann tun und lassen was ich will, Charly verschwindet einfach nicht aus meinem Leben. Also ihr da oben, in der Beschwerdeabteilung, bald ist Weihnachten und ich will nur eines. Schafft mir diesen Charly weg, lieber bin ich alleine. Alles klar??? Bitte schickt mir ein kleines Okay, dass ihr meine Botschaft erhalten habt.

Eure Susalinde