Vorgaben:

  • selber ausgewähltes Titelbild eines Buches. „Die Hüterin der Gewürze“. Dazu eine Geschichte schreiben ohne den Buchinhalt zu kennen
  • Schluss-Satz: „es war genau so wie Hannibal es vorausgesagt hatte“

Gewürze, Gewürze

Die ersten Sonnenstrahlen warfen ihr Licht auf den ausgefahrenen Feldweg. Darauf zuckelte der Planwagen von Hannibal, dem Gewürzhändler. Hin und her wackelte das klapprige Gefährt. Und es wackelte so stark, dass die Kochpfanne aus ihrem Regal fiel. Ob diesem Geschepper erwachte Mirjam, die Enkelin vom alten Hannibal. „Grossvater, du hast mich geweckt, erzähl mir eine Guten-Morgen-Geschichte“. „Heute Abend gerne Mirjam“, sprach ihr Grossvater. „Schau, wir sind schon vor den Toren der Stadt. Du weisst doch, heute ist Markt und ich habe viele Gewürze zu verkaufen.

 

Hannibal war weit herum bekannt für sein grosses Angebot von Gewürzen aus aller Herren Länder. Und berühmt waren auch seine medizinischen Ratschläge, verbunden mit den Gewürzen: Muskat für die kranke Leber, Ingwer um den Körper zu wärmen, Kardamom für die Verdauung und vieles mehr. Zu jedem Gewürz wusste er schöne und traurige Geschichten zu erzählen. Und diese Geschichten erzählte er jeweils auf den Märkten Gross und Klein. Mirjam half bei seinen Geschäften mit und sammelte die Münzen ein.

 

Hannibal liebte seine Enkelin sehr. Mirjam sollte einmal seine Nachfolgerin werden und er weihte sie in all seine Geheimnisse ein. Und Mirjam liebte ihren Grossvater ebenso. Er war ja so lieb und weise und wusste einfach alles. Und sie hörte es so gerne wenn die Leute sagten: es war genau so wie Hannibal es vorausgesagt hat.

 

Die Geschäfte liefen heute sehr gut. Manches Geldstück wanderte in Hannibals Börse. So konnte Hannibal früher mit dem erzählen von Geschichten beginnen.  Von weiten Reisen, fliegenden Teppichen, Kalifen, funkelnden Diamanten, Räubern und wilden Tieren. Mirjam bettelte um immer mehr Geschichten. „Nein, nun ist genug“ sagte Grossvater, „du träumst sonst noch davon“. „Bitte, bitte, noch eine letzte Geschichte lieber Grossvater“, bettelte Mirjam. „Also gut, aber danach wird geschlafen“ brummte Hannibal. Es war eine gruselige Geschichte und wirklich, zuerst konnte Mirjam nicht einschlafen. Erst als der Mond ihr zulächelte, fielen ihr die Augen zu:

 

„Und Mirjam träumte von der Milchstrasse, die zum Schloss Marzipan führte. Mirjam lebte dort als Prinzessin, im Schloss von König Zitronengras und Königin Vanille. Grosse Aufregung herrschte an diesem Tage dort, denn das Kochbuch von Bäckermeister Pfefferkorn war verschwunden. Und Morgen war doch der Geburtstag von Prinzessin Mirjam und noch kein Kuchen gebacken. Alle halfen mitsuchen. Auch Fee Zimt und Zauberer Kurkuma, aber das Buch blieb verschwunden. Schlussendlich fand Mirjam heraus, dass der Küchenbursche Paprika das Buch im Keller vergessen hatte. Und nun konnte der Kuchen doch noch gebacken werden“.

 

Am nächsten Morgen erzählte Mirjam die Geschichte ihrem Grossvater. „Siehst du“, brummelte dieser, „hab ich es nicht gestern schon gesagt, eine Geschichte zuviel, und du kannst nicht gut schlafen“.  Und wieder mal war es so, dass es genau so war, wie Hannibal es vorausgesagt hatte.